Kulturhäppli
Mit den ersten kühlen Herbsttagen steigt die Lust, nicht ausschliesslich viele Kilometer in den Wädli zu sammeln, sondern auch Kopf und Herz neu aufzutanken. Ich stöbere gerne in Museen nach interessanten Themen und Ausstellungen.
Für den Winter 20/21 habe ich mir vorgenommen, jede Woche mindestens ein Museum zu besuchen und hier darüber zu berichten.
ab Woche 43: Kaum begonnen, muss ich leider mein Vorhaben coronabedingt bereits wieder unterbrechen. Hoffe aber, es kommen bald wieder andere Zeiten. Bliebet gsund!

Woche 42: Die Kulturstadt Lugano lädt natürlich geradezu ein, das monumentale, moderne Museo d’arte della Svizzera italiana (kurz: MASI) zu besuchen https://www.masilugano.ch. Wie überall im Tessin sind die Coronamassnahmen streng und werden gut befolgt. Im MASI wird dem Besucher gar die Temperatur gemessen. Momentan werden Skulpturen von Hans Josephson (1920-2012) gezeigt (Ausstellung bis 21.02.2021). Diese sind sonst dauerhaft im Kesselhaus in St.Gallen ausgestellt (wieder was gelernt). Seine Werke sind kraftvoll, zeigen stets menschliche Körper und bleiben oft in roher Form. Von seinen unzähligen Reliefen sind in dieser Ausstellung nur wenige zu sehen. Hans Josephson – stets mit einem Stumpen im Mund – berichtet in einem gezeigten Film von seinem Leben. Er müsse immer in Bewegung sein. „Dasitzen und Hunde streicheln“ mache für ihn keinen Sinn :-). Ebenfalls interessant sind die ausgestellten Werke des Tessiners Paolo PAM Mazzuchelli (geb. 1952). Titel der Ausstellung (bis 28.03.2021) „Tra le ciliglia“ (Zwischen den Wimpern). Seine grossflächigen Bilder sind einmal hauchzart, einmal dunkel bedrohlich und es tummeln sich viele Einzeller und altertümliche Pflanzen darauf, deren Hintergründe sich nicht immer erschliessen, die jedoch wunderschön anzuschauen sind.
Woche 41: Die Ausstellung „Berufswunsch Malerin!“ https://hvmsg.ch/ausstellungen/kuenstlerinnen2020.php im Historischen und Völkerkundemuseum in St.Gallen überrascht einmal mehr. Trotz des angestaubten Namens schafft es dieses Museum immer wieder, Brennpunkte des sozialen Lebens auf interessante Weise darzustellen. Die aktuelle Ausstellung (bis 31.01.2021) portraitiert elf Frauen (hauptsächlich Ostschweizerinnen und allesamt im 19. Jahrhundert geboren), welche den grossen Wunsch verspürten, künstlerisch tätig zu sein. Dabei sind die einen mutig in die Welt hinaus gezogen, andere stellten ihre künstlerische Tätigkeit zurück, wenn sie zu Hause gebraucht wurden. Viele von ihnen waren aus gutem Haus und genossen eine fundierte künstlerische Ausbildung. Ida Baumann (1864-1932) hat mich beeindruckt. Die Portraitmalerin stammte aus dem Appenzellischen und lebte in Paris und London. Ihr Bild einer Frau in Tracht ziert das Cover des Begleitbuches zur Ausstellung.

Die Holzschnitte von Martha Cunz (1876-1961) sind in St.Gallen heute noch ein Begriff. Ihre Mitstudentin an der „Damenakademie“ München, Hedwig Scherrer (1878-1940) aus dem Thurgau, beeindruckte durch ihre vielfältigen Wirkungsbereiche. Die Biographien aller Frauen sind so spannend zu lesen, dass ich grad das äusserst sorgfältig recherchierte und ansprechend gestaltete Begleitbuch kaufen musste.
Woche 41: Das Naturmuseum St.Gallen mit der Sonderausstellung „Eichhörnchen – Akrobaten in den Baumwipfeln“ https://naturmuseumsg.ch/aktuell/sonderausstellungen/ habe ich auf ausdrücklichen Wunsch von Luna besucht. Viele wissen nicht, dass Luna eigentlich sehr kulturinteressiert ist, wie auf dem Bild zu sehen ist.

Sie versucht hier ganz cool zu posen. Ok, sie zieht wohl eher eine Schnute 🙂
………aber die Eichhörnchenausstellung hätte sie sicher gerne gesehen. Eichhörnchen sind genau Lunas Beuteschema und sie fällt bei Sichtungen zuverlässig in den Jagdmodus. Leider lachen die flinken Tierchen Luna regelmässig vom Baum herab aus. Daher ihre Hassliebe zu den herzigen Nagern.
In der Ausstellung sind überraschend viele Exponate zu sehen. Überall turnen die (ausgestopften) flinken Gesellen herum. Neben den gängigen bekannten Arten sind auch exotische zu sehen wie das Bananenhörnchen oder das Sibirische Flughörnchen. Die Informationen sind vielfältig, aber etwas zufällig im Raum verteilt. Gelernt habe ich etwa, dass es Rechtshörnchen und Linkshörnchen gibt: Tannzapfen und Co werden nämlich vom einzelnen Individuum immer von derselben Seite aus abgeknabbert. Was ich auch nicht wusste: Zuviele Eicheln sind für die Hörnchen giftig. Der Name „Eich“hörnchen ist also nicht ganz korrekt. Da ich das Museum zur Schulzeit besucht habe, fehlten zwar die Schüler, aber es waren wahnsinnig viele Vorschulkinder da. Dementsprechend war es wuselig und laut und ich habe mich bald wieder verzogen. Natürlich habe ich Luna genauestens rapportiert. Für die theoretische Eichhörnchenjagd war sie jedoch wenig zu begeistern. Ich glaube, sie hätte lieber gerne ein Wienerli gehabt 🙂