Novemberblues

Regelmässig schleicht sich bei mir im November die Melancholie ein. In den strahlenden Oktobertagen hatte man noch so viel Sonne und Wärme getankt wie nur möglich. Und dann, völlig überraschend: Stillstand. Die geschäftige Adventszeit schaut erst mal nur mit einem Auge um die Ecke. Was soll man also anfangen mit diesem Zwischenmonat November, der so gar keine Lust hat, sich bei uns einzuschmeicheln? Zuwenig Licht, griesgrämiges Wetter, vor allem aber zuviel Nebel! Dieses Jahr wurde coronabedingt zusätzlich noch das gesellschaftliche Leben heruntergefahren (adieu Fondueabend mit Freunden) und zum ersten Mal seit über vierzig Jahren habe ich auch keine vorgegebene Tagesstruktur mehr. Ich sah mich bereits tagelang verwahrlost in Jogginghose auf dem Sofa liegen (Karl Lagerfeld dazu: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“). In meiner alptraummässigen Vorstellung könnte ich bald vor lauter Popcorn essen nur noch vom Sofa runterrollen und Netflix würde mir einen Preis verleihen für die treueste Konsumentin ever.

Gottseidank verfüge ich über einen gesunden Überlebensinstinkt! Ich habe einen Plan! Einen Novemberplan. Grossmutters Allheilmittel „täglich an die frische Luft gehen“ bildet das Herzstück. Ich gehe also jeden Tag zügig mindestens 12’000 Schritte, oft auch mehr. Am fünften Tag hat Luna das Veto eingelegt. Sie hob nicht mal mehr den Kopf, als ich meine Schuhe anzog. Sie durfte dann gnädigerweise eine Runde auslassen :-)…….. Um das Fitnessstudio zu ersetzen, verrenke ich mich eine halbe Stunde täglich auf meinem Mätteli zu Yoga- oder Workout-Videos. Das ist eine feine Sache und es ist wirklich interessant, was sich so alles auf YouTube tummelt (was wieder eine andere Geschichte ist). Und statt meinem coronazumopfergefallenen Schottland-Sprachaufenthalt nachzutrauern, lerne ich mindestens eine halbe Stunde am Tag Englisch auf dem Computer. Yes, of course! Zusammen mit meinen üblichen Aktivitäten ergibt das ein recht gefülltes Tagesprogramm, das mich die gefürchtete melancholische Lethargie vergessen lässt.

Mit viel Elan bin ich bereits in die zweite Novemberwoche gestartet. Unsere Grossmütter hatten recht: Das Draussensein tut einfach gut. Selbst den nebligen Tagen kann man durchaus Schönes abgewinnen. So habe ich mit dem Fotoapparat einige wunderbare Stimmungen einfangen können.

Trotz allem Zweckoptimismus: Ich freue mich sehr auf den Dezember, wenn wieder Guezlidüfte durch die Wohnung wehen. Die täglichen Wanderungen werde ich auf jeden Fall beibehalten. Zieh dich warm an, Luna!

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