#4 wandern und geniessen

23.-29.05.2022

Bom dia! statt Buenos dias! und obrigado/obrigada statt gracias. Nach nur drei Stunden Fahrt sind wir in einer neuen Welt angekommen, mit anderen Sitten und Bräuchen. Die Supermärkte hier in der Algarve sind auch sonn- und feiertags geöffnet, der Hund darf auf keinen Fall mit ins Restaurant (weshalb wir bei Wind und Wetter jeweils auf der Terrasse speisen) und Gemüse steht eher selten auf der Speisekarte. Aber wir sind ja flexibel…..

Wir treffen unsere Freunde aus der Schweiz, welche die nächsten zwei Wochen in der Algarve mit uns verbringen werden. Der Ornithologe freut sich, noch freier und ungebundener seinem Hobby frönen zu können und die Wandererin (also ich) geniesst es, liebe Touren-Begleitung zu haben. Jeder/jede zufrieden also. Was uns alle am Abend wieder zusammenführt, ist die Liebe zu feinem Essen und gutem Wein.

Rundweg Fonte Benémola – Zum Einstieg eine kleine, wunderbare Tour von knapp fünf Kilometern, in der Nähe von Loulé, entlang des Flüsschens Menalva, das ganzjährig Wasser führt. Es duftet herrlich nach Rosmarin und Thymian. Im seichten Wasser beobachten wir mehrere Schlangen, Frösche und eine Schildkröte. Herzlichen Dank unserem Freund Dominik für die tollen Tierfotos. Auch die Vogelwelt ist vielfältig und es sind einige Schmetterlingsarten zu beobachten. So braucht man für die Strecke deutlich länger als gedacht, stehenbleiben lohnt sich aber allemal.

Boardwalk Lagoa das Salgados – Endlich wieder am Meer wandern! Der Boardwalk führt durch das Lagunengebiet und teilweise dem Meer entlang. Wir gehen in grossem Bogen durch sandiges und macchiaähnliches Gebiet wieder zum Ausgangspunkt zurück und essen und trinken fantastisch in einer Strandbar. Luna wird wie eine Prinzessin verwöhnt, obwohl Hunde eigentlich gar nicht erlaubt sind. Die Runde wäre noch ausbaubar, aber angesichts der Hitze begnügen wir uns mit einer 2,5h-Wanderung.

Sagres – Am Ende der Welt. Tatsächlich glaubte man früher, dass die Welt irgendwo ausserhalb Portugals und Spaniens aufhört. Erst die grossen Entdecker zeichneten die Karten neu. Sagres ist der südwestlichste Punkt von Europa https://www.instagram.com/p/CeB81e1Ilfn/. Wir wandern über die Klippen mit Blick auf die Strände, auf das Forte Ieza, auf die Steilküste ostwärts und auf das unendliche Meer, wo sich zu unserer Freude unzählige Delphine tummeln. Vom Hunger getrieben finden wir in Sagres ein unscheinbares, kleines Restaurant. Hunde natürlich nicht erlaubt – die Chefin ist am meisten betrübt darüber und richtet uns auf dem knapp 1m breiten Trottoir zwei Tische mit Sonnenschirm ein. Wir essen fantastischen Fisch zu einem Spottpreis. Mein Göttergatte, der an diesem Tag seinen 65. Geburtstag und die offizielle Pensionierung feiert, erhält auf dem Rückweg in Portimao noch einen grossen Coupe. Nachtessen fällt aus…. 🙂

Castelo de Paderno – geschichtsträchtige Rundwanderung in der Gegend von Paderne https://www.instagram.com/p/CeGu-c9Iud4/. Es finden sich Spuren der Mauren, der Römer und aus dem Mittelalter. Rund 220 Höhenmeter sind zu bewältigen – das hatten wir ja bisher noch nicht hier in der Algarve….. Sehr interessante Vegetation im ausgetrockneten Flusstal des Ribeira de Quarteira. Die Sonne brennt erbarmungslos. Für einmal fehlt das kühlende Lüftchen und das Thermometer zeigt bereits um neun Uhr morgens 27 Grad. Zum Glück haben wir Lunas Kühlweste dabei. Die alte Dame mag zwar die Wärme, macht aber trotzdem sehr schnell schlapp.

Boardwalk Praia de Faro – Im grossen Delta des Rio Formosa gibt es verschiedene Naturschutzgebiete. Wir wählen als Startpunkt den Flughafen Faro mit dem Ergebnis, dass uns anfangs die startenden und landenden Flugzeuge über die Köpfe donnern. Bald führt der Weg durch Salinen, wo das Meersalz bergeweise gewonnen wird. Da sind natürlich die rosa Flamingos nicht weit. Über Boardwalks geht man entlang des Golfplatzes in Richtung des Meeres. Unterwegs sind im Brachwasser Krebse und Fische zu beobachten. Die Praia de Faro ist ein wunderbarer, ellenlanger Sandstrand, welcher auch am heutigen Samstag nicht überlaufen ist. Die Runde kann bis zu 11 km ausgedehnt werden. Es gibt allerdings keinerlei Schatten.

Abends essen wir jeweils, was das Meer hergibt. Wir suchen Restaurants, welche nicht an vorderster Meeresfront (und damit in der Touristenmeile) liegen und werden mit heimeligen, authentischen „Beizli“ belohnt, wo wir schlemmen wie die alten Römer und das zu sehr moderaten Preisen. Die Weine aus dem Douro-Gebiet passen bestens dazu.

….zuguterletzt habe ich mich endlich zum Friseur gewagt. Das habe ich lange vor mir her geschoben, bis es nicht mehr anders ging. Mit dem Handy-Translator ausgerüstet betrete ich also einen Salon, um vorsichtig erst mal einen Termin auszumachen….. Eineinhalb Stunden später ist der graue Haaransatz gefärbt und die zottelige Mähne geschnitten. Das Ergebnis ist tipptopp und kostet 1/5 des Preises von zu Hause. Bin beeindruckt von der Professionalität der portugiesischen Friseurin.