#9 – Picos de Europa zum Zweiten – und hasta luego Espana

27.06.-03.07.2022

Wir fahren also nach dem Besuch von Bilbao nochmals zurück, um in den Picos de Europa zu wandern. Gerade mal ein einziger Tag mit Sonnenschein wird uns gewährt – aber der hat es in sich und ist die Mühe wert. Ausgangspunkt ist wiederum Covadonga (das mit der Wallfahrtskirche und der Felsenkapelle). Um zu den beiden Seen Lago Enol und Lago La Ercina (kurz Lagos de Covadonga genannt) zu gelangen, muss eine spektakuläre elf Kilometer lange, schmale Bergstrasse erklommen werden. In den Sommermonaten ist das nur mit dem Linienbus möglich. Eindrücklich wie die Touristenströme mit einer ausgeklügelten Taktik bewältigt werden. Es gibt kaum Wartezeiten und man kann an diversen Punkten unkompliziert zusteigen. Für die Hunde gibt es im Frachtraum der Busse grosse Boxen und Käfige. Dort dürfen die Vierbeiner gratis mitfahren. Für einige Momente wären wir auch lieber im Frachtraum gewesen: Die Strasse ist extrem schmal und seitlich ungesichert mit steilen Abhängen. Immer wieder kreuzen sich die Busse an Stellen, wo man einfach kurz mal die Augen schliessen muss…..

Der Ornithologe kommt mit einem Strahlen im Gesicht von der Tour zurück. Er hat einen der seltenen Mönchsgeier beobachtet, neben Schmutzgeiern und Gänsegeiern. Und auch die schon länger gesuchte Alpenkrähe zeigt sich heute vor der Linse. Luna und ich schlagen uns unterdessen mit einem wild gewordenen Bullen herum. Gerade eben posierte er noch neben einer Familie mit kleinen (!) Kindern fürs Foto – und kaum sieht er Luna (und einen anderen Hund in der Nähe) geht es los – Kopf runter, Schnauben, Brüllen, Stampfen – und Losrennen. Das ganze Programm halt, das unsere Schweizer Kühe auch drauf haben. Wir machen lieber einen Abflug……..

Wir zögern es noch etwas hinaus, Spanien endgültig zu verlassen und quartieren uns für drei Tage in San Sebastian ein. Diese Ecke hier ist die spanische Hochburg der Gourmet-Restaurants. Aber irgendwie haben wir keine Lust, unseren lieb gewonnenen Reiselook abzulegen und uns aufzubrezeln für ein richtig schickes Restaurant. Ich vermute mal, mein Göttergatte hat sowieso kein ordentliches Hemd dabei und müsste zuerst einkaufen oder noch schlimmer: es ist zuunterst in der Tasche wochenlang mitgereist und müsste dementsprechend gewaschen und gebügelt werden 😉 . Janu. Und Luna dürfte ja eh nicht mit. Trotzdem essen wir auch in normalen Klamotten ausgezeichnet.

Und wieder einmal entdecken wir die Reize einer Stadt erst, indem wir uns ohne grosse Erwartungen auf sie einlassen. Wir machen eine Wanderung mit einigen Höhenmetern und sind sprachlos über die fantastische Aussicht aufs Meer und die Stadt. Der herrliche Stadtstrand mit der breiten Promenade lädt zum Flanieren ein. Sogar der Tag mit schlechtem Wetter bleibt uns unauslöschlich in Erinnerung. Zuerst entdecken wir eine Ecke, wo die Wellen meterhoch an die Felsen schlagen und staunen über die gewaltige Macht der Natur. Danach spannt sich ein riesiger Regenbogen über die ganze Bucht und die Stadt. Einfach magisch.

Ein Ausflug führt uns ins Inland nach Pamplona. Dort laufen die Vorbereitungen für den berühmten Stierlauf auf Hochtouren https://www.youtube.com/watch?v=N8tlkI3ANzk . Schon Hemingway war vollkommen fasziniert vom alljährlichen Treiben und er beschreibt den Anlass in seinem berühmten Roman „Fiesta“ https://de.wikipedia.org/wiki/Fiesta_(Roman). Wir verspüren jedoch keinerlei Anflug von Heldentum und geniessen ganz in Ruhe die Beschaulichkeit, die heute in der Stadt herrscht.

Am Sonntag schliesslich verlassen wir Spanien. Wir haben Nordspanien kennengelernt und es war – irgendwie ganz anders als vorgestellt. Die Picos de Europa sind für uns Neuland, ebenso wie Städte und Städtchen, deren Namen wir nie zuvor gehört hatten. Die Küste ist streckenweise wild, mit Klippen fast wie in Nordeuropa. Im hügeligen Gelände spriesst alles grün – kein Wunder: Wie wir auch erlebt haben, regnet es oft und ausgiebig. Einige Schwerindustrien sind hier angesiedelt, wie Alu- und Holzverarbeitung. Zeitweise wähnten wir uns in Australien, weil grosse Aufforstungen mit Eukalyptusbäumen gemacht werden; hätte uns nicht gewundert, einen Koalabären zu entdecken 😉 . Alles in allem eine äusserst spannende Ecke mit sehr liebenswürdigen und hilfsbereiten Menschen. Die Tapas-Kultur ist grossartig und ich habe Tintenfische in allen Variationen verspiesen. Nur das Reisen mit Hund ist in Spanien eher schwierig. Hunde dürfen nirgends rein. Das war manchmal knifflig, wir haben aber immer Lösungen gefunden