Shetland – Scalloway
Die ehemalige Hauptstadt Shetlands ist unser ‚Heimathafen‘. Von hier aus erkunden wir die shettischen Inseln in alle Himmelsrichtungen. Für das etwas verschlafen wirkende Städtchen http://scalloway.net braucht es einen zweiten, genaueren Blick, um seine interessanten Seiten zu entdecken. In der zweitgrössten Stadt Shetlands 🙂 wohnen rund 1300 Einwohner. Abends auswärts essen ist schwierig und nur an einzelnen Wochentagen möglich. Dafür wird Kundenservice gross geschrieben. Obwohl zu spät eingetrudelt, stellt sich der Wirt für uns nochmals in die Küche, wirft Herd und Fritteuse an und zaubert uns ein feines Fish and Chips mit Erbsli auf den Tisch.


Eine wichtige Rolle spielen der Hafen und der Fischfang. Die Fischerboote kommen hier 24/7 vom Meer herein und bringen Hummer, Langusten, Muscheln und Fisch. Im angrenzenden Fischmarktgebäude wird mit den Abnehmern verhandelt und fleissig verkauft. Aus Hygienegründen erhalten wir dort leider keinen Zutritt https://www.shetland.gov.uk/scalloway-harbour/fish-market-fishing. Mit der täglichen Fähre von Lerwick nach Aberdeen werden Fisch und Meeresfrüchte in Containern aufs Festland verfrachtet und von dort in die ganze Welt verschickt – bis nach China – darauf ist man stolz.






Im Museum von Scalloway wird die Geschichte des ‚Shetland Bus‘ erzählt https://www.scallowaymuseum.org. Als die Deutschen 1940 in Norwegen einfielen, flüchteten ca. 600 Menschen in Fischerbooten auf die Shetlands. Aus der unorganisierten Flucht entwickelte sich ein grösseres Projekt. Weitere Fischerboote pendelten zwischen Shetland und Norwegen, unterstützt von der Armee Grossbritanniens und Norwegens Exilregierung. Aus Angst vor einer deutschen Invasion wurden die Shetlands als Armeestützpunkt ausgebaut. Rund 20’000 Soldaten waren in diesem exponierten Aussenposten stationiert. Die Route nach Norwegen – jetzt ‚Shetland Bus‘ genannt – wurde von der ‚Shetland-Gang‘ immer besser organisiert https://de.wikipedia.org/wiki/Shetland_Bus. Treibende Kraft war der geflohene Norweger Leif Andreas Larsen, der selber auch insgesamt 52 mal nach Norwegen und zurück fuhr. Der Shetland Bus wurde schnell ein Teil der British Navy. Es wurden nicht nur Flüchtlinge geholt, sondern anderseits auch 383 Tonnen Kriegsmaterial und 192 Spione nach Norwegen gebracht, um die Widerstandskämpfer zu unterstützen. Larsen wurde schlussendlich ein hoch dekorierter Offizier der Royal Navy. Die Route blieb vorerst unbemerkt, da man in der Nacht und vorwiegend im Winter fuhr. Nachdem die Deutschen jedoch auf die geheimen Tätigkeiten aufmerksam wurden, versenkten sie sieben der Schiffe, drei weitere blieben verschwunden.Zwei Widerstandskämpfer, die in England ausgebildet wurden und mit dem Shetland Bus nach Telavåg zurückkehrten wurden von der SS gestellt. Dabei wurden auch zwei deutsche Offiziere erschossen. Als Strafaktion wurde das Dorf dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung in Straflager und in Konzentrationslager verschleppt. Die shettisch-norwegische Freundschaft blieb bis heute bestehen. Jedes Jahr am 17. Mai, dem norwegischen Nationaltag, kommt eine Delegation aus Norwegen zu Besuch in Scalloway. Hinter vorgehaltener Hand wurde uns erzählt, dass auch Königin Sonja schon inkognito und völlig unkompliziert durchs Museum spaziert sei.



