Shetland – wild und urtümlich
Es gibt mehr Schafe als Menschen auf Shetland – das wird einem schnell klar. Sie sind allgegenwärtig auf der Insel. Ihr Leben ist frei und mehrheitlich ungestört, sie werden nur zusammengetrieben, wenn sie markiert, geschoren oder abtransportiert werden. Je weiter entfernt von der Zivilisation, desto wilder die Pelze. Die Schafe reiben sich dann an Pfosten, Zäunen und Mäuerchen, um den lästigen Juckreiz und die Wolle loszuwerden. Deshalb hängt Schafwolle in den Zäunen und flattert lustig im Wind. Geschoren werden die Schafe nur aus gesundheitlichen Gründen. Die Wolle wird kaum verwertet. Momentan sind die Lämmer wenige Wochen alt und ziehen mit ihren Müttern übers Weideland. Ebenfalls frei leben die Shetland-Ponies. Sie halten sich eher von den Menschen fern. Auch hier begegnen einem Tiere, die wohl noch nie im Leben eine Bürste gesehen haben. Rinder sind eher selten zu sehen, Kühe zur Selbstversorgung rund um die Höfe.
Auf meinen Reisen besuche ich stets die örtlichen Friedhöfe. Einerseits mag ich die ruhige, würdevolle Atmosphäre dort, andererseits finde ich den jeweiligen Umgang mit den Toten interessant. Vielleicht habe ich auch einfach eine morbide Ader……. 😉 . In ganz Schottland findet man Friedhöfe aus den beiden Weltkriegen. Sie werden heute noch gepflegt und geschmückt. Überhaupt gibt es hier wohl keine begrenzte Liegeruhe – Platz ist ja vorhanden – davon zeugen die sehr alte Gräber. Erwartungsgemäss gibt es auf Shetland zahlreiche Gräber von Seeleuten. Wunderschön sind die keltischen Grabkreuze, die sehr oft zu finden sind.
Man glaubt es kaum: Auf Shetland (und in Schottland allgemein) finden sich traumhafte Sandstrände, die meisten mit feinem, weissen Sand. Wir mögen ja das raue Wetter und den Wind im Haar 🙂 , aber es schreckt doch ab, sich ins Badkleid zu stürzen. Wer im 13 Grad kalten Wasser badet, trägt meist einen Neoprenanzug. Trotzdem faszinieren die oft versteckten Buchten immer wieder.
Dem Besucher fällt schnell auf: Es gibt keine Bäume auf Shetland. Wobei das so nicht ganz stimmt. Rund um die Siedlungen wurden durchaus welche gepflanzt, mit unterschiedlichem Erfolg. Wind, Wetter, Salzluft und die kurzen Sommer sind nicht förderlich fürs Wachstum. Im unbewohnten Teil gibt es jedoch weder Bäume noch Sträucher. Das war nicht immer so. Man vermutet, dass die Pikten https://de.wikipedia.org/wiki/Pikten und die nachfolgenden Wikinger https://www.shetland.org/visit/do/history/vikings ihr Vieh ausgedehnt weiden liessen und damit die Vegetation kurz hielten. Überlebt haben in die heutige Zeit nachweislich einzig zwei Haselsträucher. Einer wurde geklont und brachte tatsächlich eine Haselnuss hervor. Das musste natürlich gefeiert werden 🙂 https://www.shetland.org/blog/story-of-shetlands-trees
Wir sind absolut begeistert von Shetland. Natur und Landschaft sind atemberaubend. Wind und Wetter mit dieser extremen Ausprägung machen Mensch und Tier stark und genügsam. Als Reisender wird man offen und freundlich aufgenommen, Hilfsbereitschaft ist selbstverständlich. Der Ornithologe an meiner Seite ist mehr als zufrieden über seine Beobachtungen und Fotos. Mich hat dieser raue, aber wunderschöne Flecken Erde ganz einfach glücklich gemacht.