#alleshateinende
Ein Blick zurück auf zehn Wochen Reiseleben
Geniesse das Unerwartete! Dieses Credo hat uns wohl am meisten Freude bereitet auf unserer Reise. Immer wieder mussten wir unsere Pläne ändern, wurden überrascht von den Gegebenheiten, mussten uns neu orientieren und waren fasziniert, zu welch tollen Erlebnissen uns diese Wendungen geführt hatten. Eine weitere, wichtige Erkenntnis: Wir lassen uns gerne ein auf Land und Leute. Dafür müssen wir aber langsam reisen und jeweils eine Weile an einem Ort bleiben, um richtig eintauchen zu können. Mut zur Lücke gehört da auch dazu. Das hat unseren Reiserhythmus geprägt und uns Ruhe, Freude und Genuss in den Alltag gebracht.
Unsere Reise führte uns über die Camargue nach Andalusien, weiter in die Algarve, dann durch Portugal bis nach Nordspanien; dort durch Galicien, Asturien und das Baskenland und schlussendlich an die Atlantikküste Frankreichs, bevor wir wieder nach Hause zurückgekehrt sind.
Auch wenn wir ziemlich ergebnisoffen losgereist sind – ein paar Erwartungen gab es natürlich schon. Mein Göttergatte, der Ornithologe, hatte eine lange Liste von Vögeln, die es zu finden galt. Ich wiederum wollte ausgiebig am Meer laufen, den Wind in den Haaren spüren. Beide waren wir neugierig auf die kulturellen Entdeckungen. Alle Erwartungen wurden erfüllt – und noch viel mehr. Und ja – wir sind immer noch ein glückliches Paar, haben es bestens miteinander ausgehalten 😉 . Eine Frage, die uns immer mal wieder gestellt wird.
Das Reisen mit unserer Jack Russel-Dame Luna brachte einige spezielle Herausforderungen. In den letzten Monaten haben wir festgestellt, dass ihr Hörvermögen rapide abnimmt. Das hat sie natürlich verunsichert. Sie war unruhig, ist uns auf Schritt und Tritt gefolgt, vor lauter Angst, wir könnten unbemerkt weggehen. Zusätzlich musste sie unterwegs mit vielen neuen Situationen und Unterkünften zurecht kommen. Die Sicherheit des Vertrauten fehlte. Einmal erkannt, haben wir einiges im Umgang mit ihr geändert. Die Hörzeichen sind jetzt mit Sichtzeichen verknüpft, tägliche Rituale bringen Vertrauen und Ruhe, Luna wird jeweils „angesprochen“, bevor jemand die Wohnung verlässt. So ist sie langsam aber sicher wieder ruhiger geworden. Reisen in Spanien und Portugal mit Hund ist aber grundsätzlich anspruchsvoll. Die Menschen sind zwar extrem tierlieb, trotzdem sind Hunde in Läden aller Art, in Restaurants und vielen Unterkünften unerwünscht. Der erste Reisemonat war von einer Hitzeperiode geprägt und wir haben im Restaurant stets auf der Terrasse gegessen. Das war auch mit Hund ok und wir fühlten uns in keiner Weise eingeschränkt. Überrascht wurden wir bei der Ankunft in Porto. Es war später Abend, wir hatten Hunger……..und es war kalt und regnerisch. Nachdem wir bei mehreren Restaurants wegen des Hundes abgeblitzt waren, sind wir schlussendlich auf der nassen Terrasse des Mc Donalds gelandet und haben dort in voller Regenmontour ein Happy Meal verdrückt. Der Name ist Programm. Die Situation war so absurd, dass wir herzlich darüber lachen mussten. Künftig haben wir uns besser organisiert und es gab stets gute Lösungen. Gegen Ende der Reise im Baskenland, wo es sehr oft geregnet hat 🙁 , fanden sich dann gar Restaurants, die den Hund drinnen zugelassen haben. Geht doch. An überwachten Strandabschnitten sind Hunde verboten. Das macht durchaus Sinn. Sowohl in Spanien wie auch in Portugal gibt es jedoch kilometerweise Strände ohne Gäste, wo der Hund frei laufen kann. Im Mai, in der Vorsaison, gab es gar keine Einschränkungen – wegen der bereits herrschenden Hitze sind wir aber sowieso jeweils am frühen Morgen unterwegs gewesen.
Ein Abenteuer für sich ist das Reisen mit Elektroauto. Gerade mal vier Monate hatten wir Zeit, unseren Tesla und das damit verbundene Handling kennen zu lernen, bevor es dann los ging. Die Reise den grossen Reiserouten entlang ist problemlos. Das Netz mit Superchargern ist gut ausgebaut und das Auto berechnet zuverlässig, wo jeweils aufgeladen werden muss. Die grossen Ladestationen sind öfters bei Hotels, Shopping-Centern oder Golfplätzen, wo man auch essen und verweilen kann. Das ergibt einen durchaus sinnvollen Rhythmus bei längeren Strecken. Kniffliger wurde es dann im ländlichen Gebiet von Spanien und Portugal, wo die Supercharger rar sind. Zwar haben viele Tankstellen auch Ladestationen. Diese sind aber sehr langsam und den Zugriff über das Handy zu erhalten, ist nicht möglich mit einer ausländischen Telefonnummer. Einige Male haben wir Unterkünfte gefunden mit Ladestationen. Schlussendlich haben wir jedoch öfters ganz pragmatisch über Nacht mit einem Verlängerungskabel aus dem Haus aufgeladen. Ging ganz gut. Natürlich haben wir immer brav gefragt. Oft mussten wir gar nichts oder nur einen symbolischen Betrag für den Strom bezahlen. Die „Reichweitenangst“ hat uns also nie wirklich erfasst. Für eine nächste Reise werden wir uns jedoch im Voraus die Zugriffe zu den Netzen der jeweiligen Länder beschaffen. Ansonsten war es sehr angenehm, mit dem Tesla zu reisen. Das Auto unterstützt den Fahrer gut bei langen Fahrten – mein Göttergatte ist begeistert – , das Navigationssystem findet zuverlässig alles, auch in der einsamsten Pampa und der Innenraum kann wunderbar kühl gehalten werden, selbst in der südspanischen Hitze. Luna war zufrieden – die Prinzessin hat ja auch ein grosses weiches Bett auf dem Rücksitz. Wir wiederum sind dankbar, unfallfrei durchgekommen zu sein.
Auf der ganzen Reise haben wir ausgezeichnet gegessen. Fisch und Meeresgetier stehen weit oben in meiner Favoritenliste; da kam ich voll auf meine Kosten. Die eine Nacht mit heftigem Erbrechen, nachdem ich einen Fisch nicht vertragen hatte, war schnell wieder vergessen 😉 . Camarones (Crevetten), Mejillones (Miesmuscheln), Pulpo (Tintenfisch), Chipirones (Babytintenfische), Merluza (Seehecht), Sardinas (Sardinen), Bacalao (Kabeljau), Salmón (Lachs) und Lenguado (Seezunge) werden in allerlei Varianten angeboten. Auf den Fischmärkten kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Genial ist in Spanien, dass man im Restaurant wie selbstverständlich gefragt wird, ob man einen Gang miteinander teilen will. Dann kommt das Essen in der Schüssel und jeder erhält einen Teller. So kann man sich problemlos durch ein mehrgängiges Menu schlemmen. Überhaupt finde ich die Tapaskultur grossartig. Vor allem in Nordspanien sind die Pinxtos beliebt – auf Weissbrot aufgespiesste Häppchen, die in vielen Variationen in den Bars angeboten werden. Auch in Portugal haben wir das Essen genossen. Es wird zwar etwas bodenständiger gekocht, aber nicht minder interessant. Der Bacalao ist überall präsent, daneben gibt es oft auch Fleisch. Francesinha https://www.fernweh-koch.de/rezept-portugiesische-francesinha/ haben wir nur einmal probiert und als zu mächtig eingestuft 🙂 . Total begeistert waren wir jedoch von den Pasteis de Nata https://www.zuckerzimtundliebe.de/2019/06/rezept-fuer-pasti-de-nata-portugiesische-puddingtoertchen/. Diese wunderbaren Pudding-Küchlein werden warm und mit Zimt und Puderzucker genossen. Vor allem in Porto haben wir die Abende auf dem Heimweg mit einem dieser himmlischen Küchlein und einem Glas Portwein ausklingen lassen.
Sehr vieles hat uns überrascht: Nordspanien ist unerwartet ein richtiges Regengebiet und dementsprechend grün – dafür kann bereits anfangs Mai die Temperatur in Andalusien und in der Algarve auf über 30 Grad klettern – Hunde dürfen nirgends rein, nicht mal in die Mall von Shopping-Centern, geschweige denn in einen Kleider- oder Buchladen – die Spanier und Spanierinnen sind fleissige Walker; spanische Städte haben oft kilometerlange super ausgebaute Promenaden dem Meer entlang, da lässt es sich tipptopp trainieren – sehr unerwartet: WC’s in Restaurants, aber auch öffentliche, sind extrem sauber – eher ärgerlich: keine einzige Unterkunft hatte Messer, die schneiden 🙁 (werden die geklaut?) – mit Skepsis beobachtet: Aufforstungen sowohl in Spanien wie auch in Portugal werden im grossen Stil mit artfremden, schnellwachsenden Eukalyptusbäumen gemacht……und und und…….
Zum Staunen und zum Schmunzeln 😉
Was uns aber wirklich nachhaltig in Erinnerung und im Herzen bleiben wird, sind die gastfreundlichen, warmherzigen und liebenswürdigen Menschen, denen wir begegnet sind. Stets haben wir uns willkommen gefühlt. Es wurde auf Nachfrage gerne vom Alltag erzählt. Wir wurden mit Tipps und guten Ratschlägen versorgt und es wurden Lösungen gesucht für allerlei Anliegen, die wir hatten. Gegenseitiger Respekt ist selbstverständlich und machte die Begegnungen angenehm. Für eine nächste Reise würden wir aber unbedingt spanisch und/oder portugiesisch lernen…….und im Gepäck werden wir ein wasserfestes Verlängerungskabel und ein Messerset mitführen 🙂
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