Mystisches Orkney

Die Orcadians, also die EinwohnerInnen von Orkney, sind bodenständig; geformt von Wind und Wetter und sicher auch von den Wikingern, die sich hier niedergelassen hatten. Harte Arbeit ist Alltag, man beklagt sich nicht. Die Orcadians fühlen sich aber weder als Schotten noch als Briten. Edinburgh und London würden wenig für sie tun, die Shetlands und Hebriden würden finanziell bevorzugt. Lieber würden sich die Orkneys deshalb Norwegen anschliessen, dementsprechende Bewegungen sind aktuell. https://www.spiegel.de/ausland/orkney-inseln-ueberlegen-losloesung-von-grossbritannien-warum-nicht-zu-norwegen-gehoeren-a-35faf746-0d0d-465a-ae28-74f1021b3a85

Die Flagge von Orkney weist schon deutlich auf die Verbundenheit mit Norwegen hin

Orkney, so vermutet man, ist bereits seit ungefähr 10’000 Jahren besiedelt. An jeder Ecke findet man Überreste von Vorfahren aus verschiedenen Zeiten. Insbesondere, da hier in Ermangelung von Bäumen mehrheitlich mit Stein gebaut wurde. Ein Mekka für Archäologen und Historiker.

Besonders viele Funde gibt es aus der Jungsteinzeit. Orkney muss ein wichtiger Knotenpunkt des Nordens gewesen sein. Bis zu 10’000 BewohnerInnen vermutet man. Durch die Lage am Golfstrom sind die Winter mild und das Land ist fruchtbar. Ideale Bedingungen, um sesshaft zu werden und Ackerbau und Viehwirtschaft zu betreiben.

Das „Herz des neolithischen Orkney“ ist heute als Weltkulturerbe anerkannt https://de.wikipedia.org/wiki/The_Heart_of_Neolithic_Orkney Am Ness reiht sich ein Highlight ans andere. Zwei grosse Steinkreise ziehen mich sofort in ihren Bann.

Vom inneren Ring der Stones of Stenness stehen noch vier Steine https://de.wikipedia.org/wiki/Stones_of_Stenness. Ursprünglich waren es zwölf Steine, die in einem Kreis mit einem Durchmesser von rund dreissig Metern angeordnet waren. In der Mitte befand sich eine Feuerstelle. In den Äckern rund herum finden sich einzelne Steine, die offenbar auch zu dieser Anlage gehört hatten. Der bekannteste war der Odin-Stein. Er hatte im unteren Teil ein Loch, durch welches sich Mann und Frau die Hand gaben und dabei den Odin-Eid schworen. Dann waren sie untrennbar vereint. Leider entfernte im 19. Jahrhundert ein Bauer den Stein, weil ihm die Leute stets sein Feld zertrampelten. Er benutzte ihn zum Bau seines Stalles und den Teil mit dem Loch als Gelenk für die Pferdemühle https://de.wikipedia.org/wiki/Odin_Stone. Das gab richtig Ärger. Einige wollten gar seinen Hof niederbrennen. Aber der Odin-Stein war verloren.

Absolut magisch ist der Ring of Brodgar. Er liegt auf einer Anhöhe, eingebettet in die Moorlandschaft, mit Sicht auf die Seen Loch of Stenness und Loch of Harray. Siebenundzwanzig von den sechzig Steinen sind noch erhalten und in einem Kreis mit 104 Metern Durchmesser angeordnet https://de.wikipedia.org/wiki/Ring_von_Brodgar. Dieser Henge ist also grösser als der berühmte Stonehenge in Südengland.

Zum Herz des neolithischen Orkneys gehört auch die jungsteinzeitliche Siedlung Skara Brae https://de.wikipedia.org/wiki/Skara_Brae. Gebaut und bewohnt wurde die Siedlung zwischen 3200 und 2200 vor Christus. Auch die Orkneys sind wie erwähnt baumlos, deshalb wurde mit Stein gebaut. Zum Glück! So ist das Dorf mehrheitlich gut erhalten. Warum die Siedlung aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Beim Ness of Brodgar wurde eine Versammlungshalle gefunden. Dort entdeckte man zahlreiche Rinderknochen und Essgefässe, alle aus der gleichen Zeit. Man vermutet deshalb, dass nach einem bestimmten Ereignis die Tiere getötet und in einem Abschlussfest verspiesen wurden, bevor man wegzog. Die Siedlung Skara Brae wurde unter einer dicken Sandschicht begraben und erst im 19. Jahrhundert – nach einem grossen Sturm – zufällig entdeckt. Sie gilt heute als die besterhaltene jungsteinzeitliche Siedlung Europas.

Mit diesem Ausflug in die Mystik vergangener Jahrtausende geht unsere Woche auf den Orkneys zu Ende. Wir hatten viel Wetter, vorherrschend kalt und rau und haben trotzdem viel gesehen und erlebt.